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Du schützt dein Herz – und verlierst dich dabei

Aktualisiert: vor 2 Tagen


Manchmal geschieht es fast unbemerkt. Ein Moment, ein Schmerz, eine Enttäuschung – und etwas in uns zieht sich zurück. Es fühlt sich an wie ein innerer Rückzug, wie ein stilles Versprechen an uns selbst: „Nie wieder.“ Nie wieder so fühlen, nie wieder so verletzt werden, nie wieder so offen sein. Und so beginnt es. Das Herz verschliesst sich.


Nicht plötzlich. Sondern schleichend. Schicht für Schicht entsteht eine Mauer – gebaut aus Schutz, aus Angst, aus alten Erfahrungen.


Zuerst fühlt sich diese Mauer wie ein sicherer Ort an. Niemand kommt mehr wirklich nah, nichts tut mehr so richtig weh. Aber mit der Zeit beginnt genau das zu fehlen, was uns lebendig macht: Nähe, Verbindung, Vertrauen. Auch zu uns selbst.


Die Verbindung zum eigenen Herzen wird schwächer. Die Fähigkeit, sich selbst wirklich zu spüren, geht langsam verloren. Und mit ihr das Gefühl von Urvertrauen, von innerer Ruhe, von tiefem Wissen: Ich bin sicher. Ich bin genug. Ich bin da.


Wer lange hinter seiner Mauer lebt, beginnt sich zu wundern, warum alles so schwer ist. Warum Begegnungen nicht mehr berühren. Warum das Leben sich eng anfühlt, atemlos, voll innerem Druck. Der Zugang zur eigenen Lebendigkeit ist blockiert – nicht, weil etwas falsch ist, sondern weil der Schutz überhandgenommen hat.


Es ist verständlich, dass es schwerfällt, diese Mauer wieder kleiner werden zu lassen. Die Angst, erneut verletzt zu werden, sitzt tief. Oft kommt auch Unsicherheit dazu: Was passiert, wenn ich mich wieder öffne? Kann ich das überhaupt aushalten?


Doch genau hinter dieser Angst beginnt die Rückverbindung zu dem, was in uns so lange verborgen lag. Hinter der Mauer wartet kein Abgrund, sondern ein Raum voller Leben. Wenn wir den Mut finden, uns wieder selbst zu begegnen, kommen wir mit Gefühlen in Berührung, die wir vielleicht lange nicht mehr kannten: Leichtigkeit, innere Weite, ein Gefühl von Frieden, von Freiheit. Und oft das stille, kraftvolle Staunen: Ich kann wieder atmen.


Der Weg zurück zum eigenen Herzen braucht keine grossen Schritte. Es reicht, still zu werden, hinzuspüren, ehrlich mit sich selbst zu sein. Die Mauer muss nicht sofort fallen – aber sie darf Risse bekommen.


Denn niemand wurde geboren, um hinter einer Schutzmauer zu leben. Das Herz will schlagen, fühlen, berühren und berührt werden. Und es ist nie zu spät, den Weg zurück zu sich selbst zu gehen.


 
 
 

1 Comment


l.hochstrasser
vor 3 Tagen

Sehr schön gschriebe! Isch jedem z wünsche, sini Muur abzbaue❤️

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